Sparkassen German Friendships

25.07.2019

Was die German Friendships in Herford wirklich ausmacht

Reitsport: Vor der elften Auflage vom 23. bis 28. Juli erhält das internationale Turnier in Herford ein Kompliment aus berufenem Mund. Auch andere große Namen werden auf dem Bexter-Hof zu Gast sein. Es ist ein Treffpunkt der internationalen Reiter-Jugend, und doch geht es dort um viel mehr als Sport.

Die Initialzündung

Ulrich Meyer zu Bexten und Frank Rothenberger setzten die Idee in die Tat um. Heute sind beide stolz auf das 20-jährige Bestehen und erinnern sich gern zurück. Frank Rothenberger: „Als ich 1997 in Südamerika war, habe ich ein Turnier besucht, bei dem Pferde zur Verfügung gestellt wurden. Ich fand die Atmosphäre so beeindruckend, dass ich diese Idee mit nach Hause genommen habe. Der Erste, dem ich das vorgeschlagen habe, sagte, dass man sowas in Deutschland nicht braucht. Als ich dann Ulrich Meyer zu Bexten von der Idee berichtete, hat er das Potenzial gleich erkannt und zugesagt. In Kombination mit Ulrichs und meinen Kontakten haben wir schnell Zusagen aus 30 Nationen bekommen."

Werte vermitteln

Ulrich Meyer zu Bexten stellt die soziale Komponente der Veranstaltung heraus: „Wir haben nachgedacht, welche Werte sonst noch in der Veranstaltung stecken sollten. Teamergebnisse hat es damals im Reitsport noch nicht gegeben. Weil es für junge Menschen sehr wichtig ist, Teamarbeit zu lernen, ihr Pferd zur Verfügung zu stellen und Werte, die über den Sport hinaus gehen, zu leben, werden diese Dinge bei uns gefördert. Diese Werte haben unsere Veranstaltung zu dem gemacht, was sie heute ist."

Der Modus

Die Teamspringen sind das Herzstück der Friendships. Es nehmen etwa 140 Reiter aus mehr als 30 Nationen teil. Der Modus hat sich über die Jahre hinweg bewährt. Während des gesamten Turniers gibt es feste Teams, bestehend aus einem ausländischen und einem deutschen Reiter. Üblicherweise stellt der deutsche Reiter seinem Team-Kollegen ein Pferd. Turnierleiter Lars Meyer zu Bexten sagt dazu: „ Um die Besonderheit dieser Veranstaltung zu bewahren, belassen wir es ganz bewusst bei rund 25 Paaren pro Altersklasse."

Top-Ten-Training

„Darüber hinaus hatten wir die Idee zu einem Top-Ten-Training, bei dem internationale Stars einen Tag lang die Teilnehmer betreuen. Alle waren davon so begeistert, dass sofort Größen wie Rodrigo Pessoa und Michael Whitaker zugesagt haben. 1999 fand das Turnier dann zum ersten Mal statt", erinnern sich Ulrich Meyer zu Bexten und Frank Rothenberger. Diesmal hofft Meyer zu Bexten Größen wie Ludger Beerbaum oder die aktuelle Deutsche Meisterin im Springreiten, Julie Mynou Diederichsmeier, in Herford begrüßen zu können. Dazu die Bundestrainer Otto Becker und Heinrich Hermann Engemann (Co-Bundestrainer und verantwortlich für die Nachwuchsspringreiter), die in ihrer jetzigen Tätigkeit schon einige Stars der Szene hervorbrachten, die als Kinder und Jugendliche an den Sparkassen German Friendships teilgenommen haben.

Besondere Erlebnisse

Kathrin Müller, Bronzemedaillengewinnerin bei den Deutschen Meisterschaften 2019, erinnert sich mit Freude zurück: „Das war ein so tolles Erlebnis für mich, es ist auch nach Jahren noch so Vieles präsent." Gemeinsam mit ihrem indischen Partner Aditja Ahuja war sie zu Beginn der German Friendships in der Gruppe der jüngeren Reiter angetreten – und hat den Wettbewerb gewonnen. „Die Premiere der Veranstaltung gewonnen zu haben, das ist für mich noch immer etwas ganz Besonderes", sagt die Reiterin, die bei der damaligen Siegerehrung einen Gänsehaut-Moment erleben sollte: in Ermangelung der indischen Nationalhymne auf Band hat der Vater von Aditja die Hymne gesungen. Damals war Kathrin Müller bei der Familie von Franke Sloothaak untergebracht. Ein Erlebnis, das sie noch immer zum Lächeln bringt: „Sabine und Franke waren da, Annemieke ebenso, wir hatten so viel Spaß und fühlten uns wirklich wie zuhause."

Ein „Turnier-Trottel"

Auch Ludger Beerbaum ist ein treuer Gast in Herford. Der vierfache Olympiasieger der Springreiter ist schon seit der Premiere der Sparkassen German Friendships gern bereit, die Nachwuchsreiter zu unterstützen und einen Tag lang als Coach seine Erfahrungen weiterzugeben. Auch in diesem Jahr wird der erfolgreichste Springreiter der Welt wieder nach Herford kommen, um eine Gruppe von Teilnehmern zu trainieren. Ludger Beerbaum: „Natürlich kann ich mich daran erinnern. In den ersten Jahren war ich selbst einige Male als TT („Turnier-Trottel") am Start, weil meine Stieftochter Vivian an der Veranstaltung teilgenommen hat. Danach war ich ein oder zweimal beim Springen mit Pferdewechsel aktiv, das es in der Anfangszeit noch gab. Danach wurde ich eingeladen, als Coach den jungen Reitern Tipps zu geben."

Bis in die Weltspitze

Wie Ludger Beerbaum ist auch Nayel Nassar, inzwischen Star der internationalen Springreiterszene, den German Friendships noch immer sehr verbunden. Vor zwei Jahren ritt er auf dem Bexter-Hof bei der Premiere des ATCO-Cups, dem „Return of the Champions", mit: „Ich gewann das Springen – ein gutes Omen, denn anschließend gewann ich auch die erste Prüfung bei der Longines Global Champions Tour in Berlin", so der erfolgreiche Ägypter. Ein weiteres Mal erfolgreich unterwegs war er in den letzten Wochen als Zweiter im Großen Preis der Global Champions Tour in Hamburg.

Viel mehr als Reitsport

Internationales Teamwork und Völkerverständigung leben, neue Freunde finden, Fremdsprachen anwenden und gemeinsam die Liebe zum Pferd feiern – all das in sechs Tagen. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es diese Komponenten beim großen Event in Ostwestfalen. In den Tagen vom 23. bis 28. Juli geht es auf dem Bexter-Hof aber um viel mehr als „nur" den Reitsport, zumal nicht die „Championships", sondern die „Friendships" im Vordergrund stehen. Man treffe internationale junge Leute, die das gleiche Hobby haben und kann schon in jungen Jahren ein Netzwerk knüpfen.